MOFI IM MORGENGRAUEN

TOTALE MONDFINSTERNIS AM 16.05.2003

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HAUPTSEITE TOTALE MONDFINSTERNIS MAI 2003

BLAUE STUNDE IN BONN

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Hintergrundsound: Aus Antonio Vivaldi, Der Frühling

Eigentlich ...

Eigentlich war geplant, die Mondfinsternis am 16.05.2003 auf dem Weg nach Island bei Bielefeld zu beobachten. Bereits Ende März hatte ich, als ich beruflich dort zu tun hatte, einen geeigneten Beobachtungsort am Westhang des Teutoburger Waldes bei Halle ausgeguckt (Ortsmarke für GoogleEarth). Da sich aber die Reisevorbereitungen am 15. Mai doch länger hinziehen als erwartet, wird die Hotelreservierung in Bielefeld kurzfristig storniert und die Abreise auf Freitag verlegt. Auch die Wetterberichte - Aufklaren von Südwesten - sprechen eher für Bonn.


Der vorgesehene Beobachtungspplatz bei Halle/Westfalen
Vorgesehener Beobachtungsplatz bei Halle/Westfalen.

Aufgrund der Reisevorbereitungen ist diesmal wenig Zeit, sich in den Foren umzusehen. Ein kurzer Blick ins Polarlichtforum ist gleichwohl recht aufschlussreich. Dort kann man erfahren, dass das ZDF sowohl im Nacht- als auch im Morgenmagazin Berichte und Bilder der MoFi von der Sternwarte Klein-Winternheim bei Mainz bringen wird. Das Fernsehteam soll durch fachkundige astronomische Betreuung unterstützt werden. Man kann gespannt sein, was davon rüberkommen wird.

Freitag, 16.05.03, 03.55 Uhr:

Meine Eltern hatten sich kurzfristig an der MoFi interessiert gezeigt, und so findet die Beobachtung zunächst auf deren Balkon statt, der trotz Innenstadtlage einen guten Blick bis ziemlich weit zum Horizont hinunter bietet, allerdings mit einer Menge Straßenbeleuchtung. Auf Anhieb fällt um kurz vor 4 Uhr eine leichte Abschattung auf der linken Mondseite ins Auge, die Halbschattenphase ist bereits weit fortgeschritten. Ich hole die Kamera aus dem Rucksack und experimentiere rum. Und mit einmal ist der Mond links angeknabbert; offenbar ist er gerade in den Kernschatten eingetreten. Man kann fast zusehen, wie die Delle links unten von Minute zu Minute wächst. Die Digitalkamera steht auf automatischer Belichtung, ein Filter wird nicht verwendet. Und so entstehen einige überbelichtete Bilder, wie man sie typischerweise nach jeder MoFi im Internet findet; nachstehend ein Beispiel:


Partielle Phase der MoFi mit extremem Helligkeitskontrast

Freitag, 16.05.03, 04.15 Uhr:

Während meine Eltern dem Mond mit dem Fernglas näher rücken und sich im Osten die Morgendämmerung sehr deutlich bemerkbar macht, schaue ich beim ZDF rein. Dort läuft die Wiederholung einer Diskussion mit Hans Eichel und Berhard Vogel über Steuerreformen. Auch bei den anderen Sendern tut sich in Sachen MoFi nichts. Die läuft derweil nach Plan ab, jetzt ist schon eine Magnitude von etwa 0,4 erreicht. Im Fernglas ist der unscharfe Schattenrand sehr gut zu sehen. Zwischendurch wird Kaffee getrunken; dabei stellen wir fest, dass sich die MoFi bei ausgeschalteter Deckenbeleuchtung von der Wohnzimmer-Couch aus verfolgen lässt - das ist schon Luxus. Während mein Vater sich wieder ins Bett zurückzieht, breche ich mit meiner Mutter Richtung Messdorfer Feld in Bonn-Endenich auf, meinem Standardbeobachtungsort in der Stadt.

Freitag, 16.05.03, 04.45 Uhr:

Um diese Nachtzeit dauert die Fahrt zum Messdorfer Feld nur wenige Minuten. Ausser einigen Heimkehrern von einer Studentenfete in der PF-Mensa ist niemand unterwegs. Etwas erstaunt bemerken wir bei einem Getränkehandel geschäftige Betriebsamkeit. Dann erinnere ich mich daran, dass dies ja der Lieferant der Mensa-Feten ist; er bringt gerade seine leeren Fässer zurück.
Während der Fahrt fällt auf, wie rasch es jetzt heller wird; die bürgerliche Dämmerung beginnt. Am Messdorfer Feld (Ortsmarke für GoogleEarth) sind wir nicht die ersten. Ein älterer Herr hat ein Stativ aufgebaut und fertigt Serienaufnahmen der MoFi an. Fast scheint es, dass er etwas verärgert ist, dass nun andere Leute hier sind. Während ich die Kamera auspacke, kommt aus dem benachbarten Steinweg noch ein jüngerer Mann mit Zeitung unter dem Arm. Er geht ein Stück den Feldweg hinunter, kehrt dann aber um - die Mondfinsternis ist wohl doch nicht so seine Sache. Dabei bietet die noch verbliebene Sichel am blauen Himmel über ein paar Gärten einen überaus reizvollen Anblick, wie das nachfolgende Bild zeigt. Die zweite Aufnahme ist ein Ausschnitt der ersten.


Partielle Phase der MoFi am Dämmerungshimmel (1) Partielle Phase der MoFi am Dämmerungshimmel(2)

Freitag, 16.05.03, 05.15 Uhr:

Es wird jetzt ebenso rapide heller, wie die Mondsichel zusammenschrumpft. Die unten stehenden 5 Aufnahmen sind binnen etwa 2 Minuten entstanden. Wie bereits bei der MoFi am 09.01.03 erinnert die letzte partielle Phase etwas an den Diamantringeffekt bei einer totalen Sonnenfinsternis. Und dann ist der Mond weg, nicht hinter dem Horizont, sondern am hellblauen Himmel; die totale Phase hat begonnen, und gegen die Extinktion kann sich der verfinsterte Mond am fast taghellen Himmel nicht mehr behaupten; dazu kommt noch ein ganz leichter, fast unmerklicher Nebel. Um 05.20 Uhr, etwa 25 Minuten vor dem rechnerischen Untergang und 6 Minuten nach dem Beginn der totalen Phase endet die MoFi für uns. Wir haben zwar keinen Roten Mond nach Sonnenaufgang gesehen, aber die Mondsichel vor dem blauen Himmelshintergrund entschädigt uns vollauf. Der ältere Herr packt jetzt ebenfalls seine Sachen zusammen.


Partielle Phase der MoFi am Dämmerungshimmel 1 Partielle Phase der MoFi am Dämmerungshimmel 2 Partielle Phase der MoFi am Dämmerungshimmel 3 Partielle Phase der MoFi am Dämmerungshimmel 4 Partielle Phase der MoFi am Dämmerungshimmel 5

Wir haben aus 8 Fotos des partiell verfinsterten Mondes am Dämmerungshimmel ein großformatiges Quicktime-Movie (1024 x 768 px, ca. 5 mb, mit Musik) erstellt, das Sie durch Klicken auf das Vorschaubild herunterladen können. Um das Video abzuspielen, benötigen Sie den Quick Time Player.


Movie der Mondfinsternis.

Freitag, 16.05.03, 05.30 Uhr:

Rechtzeitig zum ZDF-Morgenmagazin sind wir zurück. Im Gegensatz zur letzten "Morgen-MoFi" am 21.01.2000 ist die Beschreibung des Phänomens jetzt anschaulich und korrekt; die astronomische Beratung scheint zu wirken. Trotzdem leistet sich das ZDF einen Lapsus. Vielleicht um einen Spannungsbogen auszubauen, tut man so, als sei der Mond jetzt erst partiell verfinstert (und zeigt auch entsprechende Bilder) und werde bis 6 Uhr ganz in den Kernschatten eintreten. Bei der nächsten Ausgabe des Magazins, die just um 6 Uhr beginnt, wird dann aber zutreffend berichtet, dass die MoFi bereits vorbei sei. Ich schaue da aber nur noch halb hin, weil ich bereits mit dem Sichten und Zurechtschneiden der Digitalbilder beschäftigt bin.
Später am Vormittag, kurz bevor ich Richtung Norden aufbreche, sehe ich auf n-tv noch einen kurzen Beitrag. Manfred Bleskin schafft es, mit wenigen Worten vollkommen korrekt und verständlich zu erklären, wie eine MoFi zustande kommt, und warum der total verfinsterte Mond rötlich aussieht.